Sinie Klix Welt
Frau Runkelmeiers Socken
Wenn man abends an dem kleinen Häuschen am Ende der Straße vorbei ging und durch die Fenster schaute, konnte man die alte Frau Runkelmeier sehen. Jeden Abend saß sie in ihrem Schaukelstuhl und strickte. Montags strickte sie warme Socken für sich selbst, dienstags Socken für Schildkröte Lolli. Und mittwochs neue Socken für Hamster Kalle. Donnerstags strickte sie Socken für Eule, ihren Papagei. Und weil Eule schon sehr alt war und die Federn auf seinem Kopf verloren hatte, strickte sie freitags für ihn eine Mütze. Samstags gefielen ihr ihre eigenen Socken nicht mehr und sie nähte ihnen lustige Haare und Augen, damit sie schöner aussahen. Nur sonntags hatte sie keine Lust zu stricken. Sie saß lieber in ihrem Schaukelstuhl und dachte sich Namen für ihre neuen Socken aus. Das ging so im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter. Frau Runkelmeier strickte nie ein gleiches Sockenpaar, denn sie fand es schöner, wenn der rechte und der linke Socken unterschiedliche Farben hatten. Das war natürlich praktisch, weil sie nie darauf achten musste, ob sie die passenden Socken nach dem Waschen zusammenlegte.
Aber eines Tages hatte Frau Runkelmeier nur noch ein einziges Knäul rosafarbener Wolle! Sie schüttelte den Kopf. Keinesfalls konnte sie ein gleiches Paar Socken stricken! Aber da es Montag war und sie montags immer neue Socken für sich selbst strickte, seufzte sie und strickte den rechten Socken. Und danach dann den linken. Aber die Wolle reichte nicht mehr für einen großen Socken. Frau Runkelmeier zog und zog, aber die linke Socke blieb klein und passte höchstens an einen Kinderfuß.
Damit die kleine Socke nicht traurig war, bekam sie besonders schöne blaue Haare, wunderschöne Augen und einen wunderbaren Namen von Frau Runkelmeier.
“Du bist etwas ganz besonderes, Sinie!”, sagte Frau Runkelmeier. Und sie sollte Recht behalten!
An einem kalten Wintertag entschied sich Frau Runkelmeier dazu, alle bunten Socken ordentlich auf den Fußboden im Wohnzimmer zu legen. Und als sie schließlich für immer einschlief, saß sie lächelnd in ihrem Schaukelstuhl, der wie ein kleines Boot aussah, dass mitten auf einem bunten Sockenmeer trieb.